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Künstliche Intelligenz in der Schule: Chancen, Risiken und ein verantwortungsvoller Umgang

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist bereits in vielen Bereichen des Lebens präsent, auch im schulischen Umfeld. Insbesondere KI-Modelle wie ChatGPT bieten zahlreiche Möglichkeiten, den Unterricht zu bereichern, gleichzeitig bringen sie jedoch Herausforderungen mit sich. Aber was bedeutet das eigentlich für uns Schüler? Wie verändert KI unseren Unterricht und unsere Zukunft? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben wir uns in unserer Schule umgesehen und mit unserer Lehrerin Frau Shirin Hajek gesprochen. Sie hat uns spannende Einblicke in die Welt der KI an unserer Schule gegeben.

Frau Hajek, was halten Sie von KI (bzw. ChatGPT)? 

S.H.: KI wie ChatGPT ist ein spannendes Werkzeug, das viele Möglichkeiten bietet, kreatives und analytisches Denken zu fördern. Gleichzeitig sollten wir den Einsatz von KI kritisch betrachten und sicherstellen, dass sie verantwortungsvoll genutzt wird.

Wie positioniert sich das MJS zum Thema KI? 

S.H.: Das MJS sieht KI als Chance und Herausforderung zugleich. Wir möchten unsere Schülerinnen darauf vorbereiten, KI sinnvoll und kritisch einzusetzen, und legen Wert darauf, den Einsatz dieser Technologie im Unterricht pädagogisch sinnvoll zu gestalten. So haben wir für den Unterricht Lizenzen für die Plattform Fobizz gekauft, um KI im Unterricht datenschutzsicher zu nutzen. Außerdem gibt es in der 9. Klasse einen KI-Workshop, bei dem den Schülerinnen wichtige Inhalte, wie Prompting, die Funktionsweise von KI oder auch das Thema Ethik und Datenschutz nähergebracht wird.

Wie kann KI den Unterricht unterstützen? 

S.H.: KI kann Lehrkräfte bei der Unterrichtsplanung unterstützen, personalisiertes Lernen ermöglichen und Schülerinnen helfen, komplizierte Themen besser zu verstehen. Beispielsweise können Schülerinnen mit KI individuelle Fragen klären oder sich auf Tests vorbereiten. Sie ermöglicht, differenziert zu unterrichten, ermöglicht neue Rechercheoptionen oder eröffnet neue Methoden des projektorientieren Unterrichtens.

Gibt es Gefahren, wenn KI in der Schule eingesetzt wird?

S.H.: Ja, eine Gefahr besteht darin, dass Schülerinnen sich zu sehr auf KI verlassen und dadurch eigene Fertigkeiten wie kritisches Denken oder Problemlösungskompetenzen vernachlässigen. Auch Datenschutz und Ethik müssen bedacht werden. Den Schülerinnen muss immer bewusst sein, die KI ist nur so gut, wie sie es selbst sind. Ganz nach dem Motto „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)

Welche Risiken sehen Sie bei der Nutzung von KI durch Schülerinnen und Lehrkräfte? 

S.H.: Ein Risiko ist, dass Schülerinnen Arbeiten abgeben, die fast ausschließlich von KI erstellt wurden. Lehrkräfte könnten möglicherweise Schwierigkeiten haben, die Leistung der Schülerinnen fair zu bewerten. Auch könnte das Lernen durch eine zu starke Abhängigkeit von KI eingeschränkt werden. Schulaufgaben werden weiterhin analog und ganz ohne KI geschrieben. Die Schülerinnen können KI als sinnvolles Hilfsmittel nutzen, aber niemals als vollständigen Ersatz.

Wie würden Sie den Schülerinnen empfehlen, KI zum Lernen zu verwenden? 

S.H.: Ich empfehle, KI als unterstützendes Werkzeug zu nutzen, z. B. für Recherchen, zur Strukturierung von Ideen oder um schwierige Konzepte zu verstehen. Wichtig ist, dabei immer kritisch zu hinterfragen, was die KI liefert.

Wie berücksichtigen Sie neben KI als Hilfsmittel in der Schule allen Schülerinnen auch die Grundprinzipien/Funktionsweise von KI zu vermitteln?

S.H.: Wir integrieren Grundlagen der KI in den Unterricht, beispielsweise in Informatik oder fächerübergreifend. Dabei erklären wir, wie KI funktioniert, wie sie trainiert wird und welche Grenzen sie hat, um ein tieferes Verständnis zu fördern. Der KI – Workshop in den 9. Klassen ist hier ein wichtiges Beispiel. Außerdem gibt es auch jährlich einen KI – Eltern- und Schülerinnenabend, der diese Thematiken behandelt.

Wie kann man einen verantwortungsvollen Umgang mit KI näher bringen/entwickeln? 

S.H.: Durch offene Diskussionen über Chancen und Risiken, sowie durch klare Regeln zur Nutzung von KI im Schulkontext. Auch Workshops oder Projekte, die die Funktionsweise und die ethischen Aspekte von KI behandeln, sind sinnvoll. Eine angepasste Nutzung von KI je nach Jahrgangsstufe sollte hier auch berücksichtigt werden.

Inwiefern, ist es schwieriger, Arbeiten wie Präsentationen/Aufsätze zu bewerten, wenn man als Lehrkraft nicht weiß, ob das die Schülerin selbst geschrieben hat oder KI verwendet hat?

S.H.: Die Bewertung von Schülerarbeiten wird durch den Einsatz von KI definitiv komplexer. Um diese Herausforderung zu bewältigen, könnte man stärker auf den Lernprozess achten, z. B., indem man Arbeitsentwürfe, Notizen oder Zwischenschritte einfordert. Auch mündliche Präsentationen oder Reflexionsgespräche können zeigen, ob die Schüler das Thema wirklich verstanden haben. Zudem sollte man den Schülern beibringen, KI-Ergebnisse kritisch zu reflektieren und korrekt zu kennzeichnen, wenn KI genutzt wurde. Als Lehrkraft ist es wichtig, zwischen der Nutzung von KI als Hilfsmittel und einer vollständigen Abhängigkeit von ihr zu unterscheiden. Es stellt sich die Frage, ob die Schüler den Lernprozess wirklich durchlaufen haben oder nur das Endergebnis präsentieren. Es ist auch wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass die eigenen Ideen und Beiträge wertvoll sind. Neue Aufgabenstellungen und empirische Ansätze können hier auch zum Erfolg führen. Sehr aktuelle Themen oder auch Themen mit einem Praxisanteil, wie Interviews oder Ministudien sind sinnvoll.

Vielen Dank an Frau Shirin Hajek für die offenen und informativen Antworten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass KI sowohl Chancen als auch Risiken für den Unterricht birgt. Das MJS hat sich auf den Weg gemacht, die Schülerinnen auf diese neue Realität vorzubereiten und ihnen einen verantwortungsvollen Umgang mit KI zu vermitteln. Dabei ist es wichtig, dass KI nicht als Ersatz für menschliche Interaktion und Kreativität gesehen wird, sondern als Werkzeug, das uns helfen kann, unsere Fähigkeiten zu erweitern und neue Wege zu gehen.

Interview: Carla Spiering (7B)


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